Dienstag, 31. Januar 2012

Brecht auf und glaubt an das Evangelium!

Petre, quo vadis?
Ganz richtig bringt es die Überschrift auf den Punkt: "Katholikentagslieder künden vom Aufbruch". Denn von nichts anderem künden sie. Nicht von Gott, nicht vom Evangelium und nur in Worthülsen von "Liebe".
Ein Außenstehender wird sich wohl des Eindrucks nicht erwehren können, "Aufbruch" sei der Zentralbegriff des Christentums.
Was für eine Schande!

Und was heißt eigentlich "Aufbruch"? Semantisch hat "Aufbrechen" etwas mit Beginnen und Fortgehen zutun. In jedem Fall aber, ist es ein horizontales, ein im Irdischen bleibendes Konzept insofern es zwar durchaus auch mit Gott geschehen kann, aber nicht zu Gott. So auch in der Sprache der Bibel (z.B. wird Israels Exodus aus Ägypten zuweilen mit der Vokabel des Aufbruchs oder Aufbrechens beschrieben). Zu Gott hin führt nicht der Aufbruch, sondern die Umkehr, die in einem subtilen Sinn etwas völlig Gegensätzliches besagt: Es ist nicht das wagemutige Vorpreschen gemeint, nicht der Beginn eines neuen Projekts und auch nicht das zuversichtliche Voranschreiten auf einem gewählten Weg. Es ist eben genau das: Umkehr. Und das besagt v.a. dies, dass wir uns von unseren Plänen und Projekten, von unseren Wegen und Perspektiven verabschieden und eine neue Perspektive einehmen, nämlich die Perspektive Gottes.
Zu Gott können wir nicht aufbrechen, weil wir dazu 1. erstmal wissen müssten "wo" Er ist und Er aber 2. in Wirklichkeit immer schon bei uns ist! Wir können uns darum nur immer wieder neu Ihm zuwenden, Ihn an-er-kennen: "Kehrt um zu mir, dann kehre ich mich euch zu, spricht der Herr der Heere." (Mal 3,7) Im Aufbruch werden wir Gott nicht finden. Nur hier und jetzt können wir Ihn finden und nur, wenn wir umkehren, uns Ihm zukehren, uns zu Ihm bekehren.

Die Lieder zum Katholikentag sind die reinste Gehirnwäsche und in meinen Augen eine ebenso brachiale wie totalitäre Verweltlichung der christlichen Botschaft. Wenn unsere Verkündigung nurnoch vom Aufbruch handelt, dann sind wir als Christen verloren... denn Aufbrüche gibt es überall: Jeder Entrepreneur, jeder bahnbrechende Wissenschaftler und jeder Zigaretten-Werbespot spricht bereits vom (nicht selten blinden) Aufbruch, vom Sturm nach Vorn, vom "Blick nicht zurück" und von der Freiheit, die zu nehmen und beliebig zu gebrauchen unser gutes Recht und unsere demokratische Pflicht zu sein hat.
Die Frage, die ich noch nie beantwortet gefunden habe bei all dem Galaber, ist eigentlich die erste Frage, die beantwortet werden müsste, bevor man irgendwas tut: Aufbruch wohin?


Zum Bild: Petrus im Aufbruch. Er will seinen Weg gehen. Aber seine wahre Bestimmung, seine wahre Nachfolge Christi ist eine andere: Er soll Ihm nachfolgen im Martyrium (siehe Hintergrund). Petrus kehrt um. Er lässt von seinem Aufbruch ab und macht sich auf den Weg den der HErr für ihn vorgesehen hat.

Freitag, 27. Januar 2012

Was WisiKi wirklich denkt...

... kann man in sehr prägnanter Form (2 Seiten) in einem zwar schon etwas älteren, aber dennoch aktuellen Stellungnahme von Norbert Scholl (Prof. em. Dr. theol.!) bezüglich Ubicumque et semper nachlesen. Das war jenes Motu proprio, mit dem der Papst 2010 den Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung errichtet hat.

Die Intention von Herrn Scholl ist es, nach eigenen Worten, einige Auffälligkeiten zu benennen, die "die gesamte Denkweise des Papstes und der von ihm eingeschlagenen restaurativen Ausrichtung der römisch-katholischen Kirche kennzeichne[n]".
Und diese Stellungnahme von Herrn Scholl ist wirklich erstaunlich. Man könnte jeden einzelnen Absatz wunderschön zerpflücken und in seiner grenzdebilen Absurdität bloßstellen.

Aber das kann jeder für sich tun wenn er dies mag. Mich interessiert hier nur ein Punkt den der Autor macht, nämlich dieser:
Der Papst nimmt von den Ergebnissen der historisch-kritischen Erforschung der Schrift keine Kenntnis. Er schreibt ganz unbekümmert, Jesus Christus habe „den Aposteln am Tag Seiner Himmelfahrt zum Vater den Auftrag“ zur Evangelisation gegeben und beruft sich auf Mt 28,19-20. Jeder und jede Theologiestudierende weiß heute, dass es sich bei dieser Stelle nicht um ein ursprüngliches Wort Jesu handelt, sondern um eine Übernahme aus der liturgischen Tradition der Gemeinden zur Zeit der Abfassung des Matthäusevangeliums.

Ich lass das jetz mal so stehn... als Theologiestudierender (der sich irgendwie angesprochen fühlt), bin ich sprachlos.

Dienstag, 24. Januar 2012

Mein Beileid, Herr Schüller!

Herr Schüller (das Hochwürden würde er wohl eh nicht annehmen) hat angekündigt, seine Pfarrerinitiative in diesem Jahr des HErrn 2012 zu internationalisieren.

Warum ich ihm dafür mein Beileid ausspreche: Wie der Standard berichtet, seien bei Herrn Schüller mittlerweile "Solidaritätserklärungen [...] von deutschen Pfarrern bis hin zu australischen Bischöfen" angekommen.
höhö

Bei genauerer Betrachtung stellt man fest, dass hier aller Wahrscheinlichkeit nach nur wieder wie eh und je die selben Typen mit den selben abgedroschenen Phrasen mitspielen. Denn... da war doch was? Bingo! Erst letztes Jahr hat Papst Benedikt den australischen Bischof William Morris aus dem Amt entfernt. Die Gründe kann man sich denken... das Übliche: die Forderung nach der Priesterweihe für Frauen etc. pp.... Nichts Neues unter der Sonne. Und auch keine wirklich neuen "Unterstützer", denn Morris wird, wie auch Küng & Co. sowieso schon immer etwa von "Wir sind Kirche" als großer "Unterstützer" gefeiert.

Herr Schüller wird arg enttäuscht sein, wenn er feststellt, dass es außerhalb seines deutschsprachigen Gesichtskreises nicht annähernd die Unterstützung für seinen Ungehorsam gibt, wie er es sich vermutlich erträumt... und er wird wohl keine Wahl haben, als sich in diesem "internationalen Jahr" mit noch mehr zwielichtigen Gestalten zu umgeben.


Zum Bild ein tidbit von Johannes vom Kreuz, der besonders Priester betrifft (oder betreffen sollte):

Lebend'ges Liebesfeuer,
Das mit so süßem Leide
Verwundet meiner Seele tiefsten Gründe!
Vollend, und diesen Schleier
-- Hast ja an Stolz nicht Freude --
Zerreiß in Huld, dass jede Trennung schwinde.

Montag, 23. Januar 2012

Priester

Bei Alipius gefunden.

Heinrich und Norbert

Wie das domradio berichtet, hat sich Bundestagspräsident Lammert bei einer Podiumsdiskussion in Bochum mit der Frage der Ökumene befasst.

Einerseits begrüße ich sein Engagement: Offenbar sind ihm die christlichen Kirchen und Gemeinschaften wichtig und er sorgt sich zurecht um ihre gesellschaftliche Relevanz, die sicherlich auch aufgrund bestehender Uneinigkeit abnimmt.

Aber: Was veranlasst ihn zu der Wertung, wonach die katholischen "Entscheidungsstrukturen" (was immer das ist) schlechter oder Rückständiger sind, als die der Protestanten? Mal abgesehen davon, dass es gerade in einer Demokratie doch wohl gestattet sein muss, unterschiedliche Auffassungen vom Amt zu haben (und z.B. die Bischöfe nicht "demokratisch" zu wählen!): Den Protestanten geht es doch keinen Deut besser als den Katholiken, sowohl was die Mitgliederzahlen als auch was die Glaubwürdigkeit und den inneren Zusammenhalt anbelangt. Worauf stützt sich also die Behauptung, sie seien fortschrittlicher ausgerechnet in ihren Entscheidungsstrukturen, wenn doch gerade da gravierende Uneinigkeiten entstehen (siehe PID, eingetragene Lebenspartnerschaften in Pfarrhäusern etc.)?

Auch Heinrich Seuse, dessen Gedenktag wir heute feiern, lebte in einer Zeit der Uneinigkeit und des Aufruhrs (siehe Investiturstreit). Sein Weg war aber nicht der, der bestehenden Misere zu einem zweifelhaften "Fortschritt" zu verhelfen, sondern sich umsomehr um das Kerngeschäft zu kümmern. Die einzige Entscheidungsstruktur die ihn umtrieb war die radikale Entscheidung für Christus.
Der Aufbruch, der heute allerorten gefordert wird, erscheint mir doch eher wie ein großer Redeschwall... Kommunikation wird gefordert, Dialog als höchstes Gut...

Nur eins wird dabei vergessen... nämlich irgendwas von dem zu berücksichtigen, was der Papst in seiner Konzerthausrede gesagt hat. Dem Papst ist nämlich sehr wohl bewusst, dass jedem fruchtbaren christlichen Tun, auch jedem "Aufbrechen", etwas vorausgehen muss, wofür Heinrich Seuse wohl der Experte war:

Wohlauf denn, meine Seele,
lös gänzlich dich von allem Äußeren
und sammle dich in einem stillen Schweigen
rechten Inneseins.
(Heinrich Seuse) 


Wenn wir uns nicht klar darüber sind, wer wir sind und was wir glauben, ist jeder Aufbruch ein Abbruch. Den Beweis erbrachte auch sogleich die grüne Politikerin (und evangelische Pastorin) Antje Vollmer auf selbiger Podiumsdiskussion, als sie das "gemeinsame Abendmahl" forderte. Meinetwegen soll gemeinsam "Abendmahl" feiern wer will, aber sobald das jemand mit einer Eucharistiefeier verwechselt, ist der Abbruch geschehen.

Samstag, 21. Januar 2012

Schwarz auf weißem Grund

Es ist schon bemerkenswert, wenn Katholiken, auch in Amt und Würden, sich für ihren Glauben schämen. Oder wie ist es zu erklären, dass nicht mehr die klare Botschaft vom Gottessohn verkündigt wird, sondern seichte (weil flexible) Moral im Vordergrund steht?

Eine Tendenz die sich auch in der Architektur bemerkbar macht. Kommt man dieser Tage in die Augustinerkirche in Würzburg, so findet man eine geradezu berauschende Fülle an Nichts. Die Kirche ist weiß, die Stühle(!) sind schwarz. Alles ist beweglich, nichts steht fest. Die wenigen Farbklekse halten jeder nur denkbaren Interpretation stand, denn es ist nichts Konkretes erkennbar. Und, es mutet wie ein Witz an, der hl. Augustinus ist mit seinem bekanntesten Attribut dargestellt, nämlich mit der Klopapierrolle...

Wollen wir das? 
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das was man als Suchender in einer Kirche sucht das Bleibende ist. Man sucht einen Halt. Den Wandel, die unendliche Summe der Möglichkeiten, die Freiheit die man sich "nehmen" kann (wenn man die monetäre Basis hat)... all das gibt es "draußen" zuhauf.
Oder, wenn man das schon nicht sucht, so sucht man doch wenigstens die Kunst.

Paulus hatte keinen Erfolg bei seinem Streben, weil er jedem die Freiheit ließ, das in seine Ausführungen hinein zu interpretieren, was er oder sie für sinnvoll hält, sondern weil er jedem unmissverständlich klargemacht hat, was Fakt ist ("... dass Jesus der Christus ist"). Er begeisterte die Menschen nicht durch farblosigkeit und höchst künstlerisches "Weglassen" (von Farbe, Form, Inhalt etc.), sondern indem er mit Leidenschaft die Wahrheit verkündete und mit der ihr gebührenden Glorie umkränzte. Christus ist konkret als Mensch erschienen... ebenso konkret muss auch seine Verkündigung sein, sonst ist es wertlos.

"Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten." (1Kor 2,2)


PS.  "Zu den vornehmsten Betätigungen der schöpferischen Veranlagung des
Menschen zählen mit gutem Recht die schönen Künste, insbesondere die religiöse
Kunst und ihre höchste Form, die sakrale Kunst. Vom Wesen her sind sie
ausgerichtet auf die unendliche Schönheit Gottes, die in menschlichen Werken
irgendwie zum Ausdruck kommen soll, und sie sind um so mehr Gott, seinem Lob
und seiner Herrlichkeit geweiht, als ihnen kein anderes Ziel gesetzt ist, als durch ihre
Werke den Sinn der Menschen in heiliger Verehrung auf Gott zu wenden." (SC 122)