Samstag, 23. Juni 2012

Der Nabel der Welt

Die Überzeugung einiger deutscher Theologen und sonstiger, die ein kirchliches Salär beziehen, dass die deutsche Kirche der Nabel der katholioschen Welt sei (etwa hier), betrübt mich zusehends.
Deutsche Theologen behaupten eine Trennung Roms oder gar des Lehramtes vom "Volk" und man applaudiert ihnen "Richtig! Die sollen endlich mal zuhören!"
Natürlich gibt es zuweilen Situationen, in denen die Römer tatsächlich in einem gewissen Elfenbeinturm stecken, aber in Sachen Ehebruch und/oder Zölibat sind sie das m.E. nicht.

Gerade bei der Zölibatsdiskussion fällt es mir zunehmend schwer, mich nicht in Ulk zu verlieren. Was ich meine:
Das Priesteramt ist ein Dienst. Wer sich nun zum Dienst berufen fühlt, aber nicht zum Zölibat, hat hierzulande seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil die Möglichkeit, als ständiger Diakon zu dienen. Solange sich das aber nicht rumspricht und ausgiebig getan wird, ist jede Überlegung über die Abschaffung des Zölibats sinnfrei.

Ich schrieb "hierzulande", denn die Institution des ständigen Diakonats gibt es eigentlich nur in einem Großteil Europas, Nordamerikas und einigen südamerikanischen Staaten. In anderen Gegenden der Welt und der Kirche gibt es keine ständigen Diakone, weil diese Institution, obzwar durch das Konzil wiederbelebt (seit dem Frühmittelalter, von einigen Annomalien, wie etwa Franz von Assisi mal abgesehen, ausgestorben), von jedem Bischof für seine Diözese eigens eingerichtet werden muss... Und für die meisten Katholiken wurde dies bis heute nicht getan, weil es im (zahlenmäßig) größeren Teil der Katholischen Kirche keinen Bedarf gibt... denn dort gibt es (mehr als) genug Kandidaten für das Priesteramt - inklusive Zölibat!

Der ständige Diakonat ist eine Einrichtung die (auch) dem Priestermangel entgegen steuern soll... solang diese Möglichkeit nicht voll ausgeschöpft ist, ist jede Diskussion über eine Änderung (= Aufhebung) der Zölibatsverpflichtung müßig. Hier wird eine lokale Gegebenheit (Priestermangel) zum Vorwand genommen, eine weltkirchliche Institution für überholt zu erklären... und bei Nichtbefolgung der Forderung, wird von einer Trennung des Lehramtes vom (lokalen!) Kirchenvolk gesprochen... Das ist in etwa so, wie wenn die Engländer sich brüsten, der Kontinent sei von ihnen getrennt...

Natürlich ist auch der Diakonat inzwischen allzuoft entwertet worden... die bittere Wahrheit ist, dass er nicht selten wie ein "Upgrade für Pastotalreferenten" gehandelt wird, etwa wenn Bischöfe auf diese zugehen mit dem Argument "Dann dürfen sie mehr." Aber das ist ein anderes Problem.

1 Kommentar:

  1. Wobei ich bei diesem ständigen Diakonat zu beobachten glaube, daß es ein Einfallstor für Kandidaten ist, der Kirchlichkeit und Glauben man mitunter noch mehr in Frage stellen als bei manchen Priestern. Gnade uns Gott, wenn der Zölibat fällt ...

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