Donnerstag, 9. August 2012

Edith Stein: Märtyrin

Alle Jahre wieder, besonders von Rechtsaußen (weils Linksaußen niemanden interessiert), und besonders laut, seit 2006 ihre Statue am Petersdom errichtet wurde, hört man den Vorwurf, Edith Stein sei garkeine Märtyrin, weil sie ja schließlich aufgrund ihrer jüdischen Herkunft ermordet wurde und nicht aufgrund ihres Bekenntnisses zu Christus. Übrigens genau heute vor 70 Jahren.

Dieser Vorwurf zeugt von einer bemerkenswerten Oberflächlichkeit und Ignoranz, da er das Denken und Fühlen, das Leben und Sterben und auch das überaus reale Bekenntnis dieser großen Frau völlig außer Acht lässt und, nicht unähnlich den Nazis, auf einer rein biologisch-äußerlichen Ebene verbleibt.
Teresia Benedicta a Cruce hat sich, weil (und seit) sie Christin wurde, überhaupt erst zu ihren jüdischen Wurzeln bekannt, und sie hat ihr Leid als Nachfolge Christi (eines Juden!) interpretiert, in einer Weise, die, wegen ihrer einzigartigen Geschichte, sonst nicht anzutreffen ist. Sie hat überaus bewusst ihr Leid als Jüdin und Christin angenommen -- das ließ sich für sie garnicht trennen! Und ich habe überhaupt keinen Zweifel, dass der Herr ihr Leid auch so angenommen hat.

Die Nazis mögen sie wegen ihrer "jüdischen Gene" verfolgt haben (was das ist, kann uns bestimmt Herr Sarrazin erklären... übrigens ein Mensch ohne jede naturwissenschaftliche Ausbildung...), aber Edith Stein hat diese Verfolgung angenommen -- gerade weil sie sich dank ihres Katholischseins auch als Jüdin verstand!
In gewissem Sinne können wir das alle mit Pius XI. (1938) sagen: Geistlich sind wir alle Semiten. Edith Stein konnte das noch in sehr viel breiterem Sinne voller Stolz sagen -- und sie tat es auch! Aber eben noch viel mehr als das.

Und darum ist sie eine der bedeutendsten Märtyrer des 20. Jahrhunderts: Weil sie die de facto gegebene Verwobenheit von Judentum und Christentum, ihre "Perichorese", wenn man so will, wirklich gelebt hat! Und darum kann ich mich auch über ihre Darstellung an der Peterskirche durchaus freuen: Sie drückt genau das aus... Thora und Kreuz sind für uns Christen eigentlich nicht wirklich zu trennen... alles andere wäre bloß verkappter Markionismus.


Ein Wort der Heiligen aus ihrer "Kreuzeswissenschaft": 
»Alle, die den Mut haben, das Kreuz und den Gekreuzigten zu umarmen: In sie ergießt sich sein göttliches Licht und Leben, aber weil es unaufhaltsam alles vernichtet, was Ihm im Wege steht, darum erfahren sie es zunächst als Nacht und Tod.«


Nachtrag: Wurde gerade per Facebook auf ein kleines Filmchen beim ORF aufmerksam gemacht, in dem Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, ohne Zweifel die Expertin auf diesem Gebiet, recht ähnlich argumentierend u.a. auch dieses Thema anspricht.

Nachtrag 2: Grad drüber gestolpert: 

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