Dienstag, 30. Dezember 2014

O God of Earth and Altar

O God of earth and altar,
bow down and hear our cry,
our earthly rulers falter,
our people drift and die;
the walls of gold entomb us,
the swords of scorn divide,
take not thy thunder from us,
but take away our pride.

From all that terror teaches,
from lies of tongue and pen,
from all the easy speeches
that comfort cruel men,
from sale and profanation
of honor, and the sword,
from sleep and from damnation,
deliver us, good Lord!

Tie in a living tether
the prince and priest and thrall,
bind all our lives together,
smite us and save us all;
in ire and exultation
aflame with faith, and free,
lift up a living nation,
a single sword to thee.


(Gilbert Keith Chesterton, 1906)

Samstag, 20. Dezember 2014

unchristliche Familie

Die offizielle Internetpräsenz der katholischen Kirche in Deutschland hat einen interessanten Artikel über die Ehe im Angebot, der, kurz gesagt, die christliche Eheauffassung unter den Teppich der Geschichte kehren möchte (hier).

Die auch nur flüchtige Lektüre des Artikels zeigt etwas Bemerkenswertes: Der Autor interessiert sich in seinem Artikel ausschließlich für (aus guten Gründen!) überwundene Sitten und Gebräuche aus der frühen alttestamentlichen Geschichte. Er möchte damit beweisen, dass vor Gott auch andere Formen von "Familie" legitim sind. Der Autor interessiert sich weder für die Schöpfung, noch für die sehr eindeutige Ehelehre des Neuen Testamentes. Er redet von "pragmatischen" Gründen für die Monogamie, aber unterlässt es, einen Hinweis auf die Schöpfungsordnung und Jesu Gebote zu geben. (Sollten wir, der exakt selben Logik folgend, also auch die Steinigung und dergleichen wieder einführen? Die ist, im Unterschied zur Polygamie, sogar ausdrücklich von Gott angeordnet worden!)
Das alles ist einfach nur feige und verdient es überhaupt nicht, in christlichen Kreisen irgendwie ernstgenommen zu werden.

Schon irgendwie kurios mutet es denn auch an, wenn der Autor am Ende seines Beitrags Papst Franziskus als Gewährsmann heranziehen will... unerwähnt lässt der Autor, dass der Papst in der selben Ansprache, aus der er ihn zitiert, klargestellt hat: "Kinder haben ein Recht, in einer Familie aufzuwachsen, mit einem Vater und einer Mutter" (hier). Die Stoßrichtung des Papstes geht nämlich in genau die entgegengesetzte Richtung, von dem, was Uwe Bork uns glauben machen will: Es geht gerade darum, die "Familie" vor solchen Umdeutungen zu schützen, wie sie der Autor insinuiert! Das "klassische" Familienbild ist kein ideologhischer Begriff, sondern sie ist eine natürliche, schöpfungsgemäße und gottgewollte Institution.

Der Artikel ist völlig wertlos. In jeder Hinsicht. Die Verantwortlichen bei katholisch.de sollten diesen Schund baldigst entfernen.

Samstag, 6. Dezember 2014

Ortlose Theologie

Der evidentermaßen dem Atheismus frönende (siehe z.B. hier) Freiburger Fundamentaltheologe Magnus Striet hat dieser Tage in "Christ & Welt" ein Pamphlet veröffentlicht (klick), das ich nicht unkommentiert lassen will.

Die übliche schwarz-weiß-Malerei vom bösen Lehramt der bösen Amtskirche einerseits, und den erleuchteten und dafür drangsalierten Theologen andererseits, läuft nach dem gewohnten Muster. Als exemplarisches Opfer der Verfolgung durch die oppressive Amtskirche wird diesmal Frau Regina Ammicht Quinn herbeigezogen "der man das 'Nihil obstat' verweigerte, eben weil sie sexualethische Fragen bearbeitet hat". Unerwähnt bleibt freilich, dass Frau Quinn das christliche Menschenbild rundweg ablehnt und ihre Ethik sich zusammenfassen ließe mit "erlaubt ist, was gefällt". Das braucht Herr Striet aber auch nicht extra auszuführen, denn er formuliert etwas Gleichsinniges als seinen eigenen Standpunkt, wenn er späterhin unmissverständlich erklärt, dass der Mensch keine Autorität anerkennen dürfe, die ihm vorgeordnet ist. Das ist insofern praktisch, weil damit endlich auch einmal deutlich wird, was Striet unter Freiheit versteht (sein großes Steckenpferd, siehe z.B. hier): "sich selbst ein Gesetz zu sein und nicht auf etwas Vorgeordnetes schielen zu dürfen. Aber auch nicht zu müssen." Etwas verschämt mutet es da an, wenn er noch hinzufügt: "Das darf gelebt werden, was andere Menschen nicht zum Mittel eigener Bedürfnisse degradiert." Was das komkret heißt, darf natürlich jeder selbst festlegen. Das Zauberwort lautet "Autonomiemoral".

Erfreulich finde ich es, dass Striet die Katze aus dem Sack lässt und endlich mal klarstellt, dass es nicht Barmherzigkeit ist, was gewollt ist (das ist ja hierarchisch und überdies in Kategorien von "Wahr" und "Falsch" gedacht!), sondern, wie er es nennt, "Warmherzigkeit"... Ergo: Es geht den Forderern nicht um Toleranz, sondern um vollumfängliche Anerkennung. Recht hat er (vgl. meine Ausführungen dazu hier)!

Ebenfalls ermutigend ehrlich ist der Fundamentaltheologe, wenn er klarstellt, dass für ihn "Gott" nurmehr eine recht abstrakte Möglichkeit darstellt. Entscheidend ist für ihn das, was Menschen einander geben können. Gott ist nurmehr der, der es (was immer "es" ist) annimmt und "vollendet"... aber wirklich brauchen, tut es Gott eigentlich nicht: "Um dies überhaupt tun zu können, bedarf es im Übrigen auch keines Gottes. Dazu reicht, dass der Mensch Mensch sein will, sich und den anderen Menschen in seinen Sehnsüchten ernst nimmt." Es klingt schon recht absurd, wenn Striet einerseits Gott für optional hält, er dann aber diesen Gott als den Vollendenden benennt, um dann schließlich doch wieder die ganze Last einzig auf die Menschen abzuwelzen. Gott tut eigentlich nichts in diesem Konstrukt, er ist offenkundig nur eine fromme Floskel, eine abstrakte "Hoffnung". Und das nennt Striet dann "sakramental".


Amüsant finde ich die Pointe des Pamphlets, die wohl darin besteht, die Ortlosigkeit der Theologie zu beklagen und eine Lösung vorzuschlagen. Die Festellung ist richtig, nur liegt diese Ortlosigkeit nicht, wie Striet meint, an der mangelnden Rezeption durch das Lehramt, sondern an der Beschaffenheit dieser "Theologie", die in der Lage ist alles nur denkbare "theologisch" zu begründen. Die Regalmeter, die laut Striet seit den 50er Jahren mit kontroverser Theologie gefüllt werden, existieren tatsächlich - amüsant ist diese Äußerung des Fundamentaltheologen deshalb, weil das meiste davon nur noch als Altpapier taugt. Ein Blick in seine eigene Bibliothek an der theologischen Fakultät in Freiburg würde genügen: Viele viele Regalmeter verstaubter Bücher der letzten paar Jahrzehnte die kein Mensch ließt, weil es für jedes erdenkliche Thema mindestens zehn verschiedene Standpunkte gibt, die sich alle Widersprechen und von denen die meisten mit dem Glauben nur wenig oder gar nichts zu tun haben. Welchen dieser Standpunkte soll das Lehramt rezipieren? Den von Herrn Striet?

Was ich meine: Die Theologie hat heute in ihrem Mainstream v.a. dieses eine Problem, dass sie nicht wissenschaftlich ist. Echte, wissenschaftliche Theologie findet sich fast nur noch in irgendwelchen Nischen. Das gilt für Katholiken und Protestanten gleichermaßen. Das ist deswegen besonders tragisch, weil die wissenschaftliche Methode, die eine Grundbedingung für die heute überall sichtbare Blüte der Naturwissenschaften ist, eine Erfindung der mittelalterlichen Theologen gewesen ist.

Eine jede Wissenschaft gründet auf Prämissen, die sie nicht selbst begründen, sich nicht selbst geben kann: "absolute presuppositions", nennt das der Anglophone. Jede Wissenschaft muss ihre Prämissen kennen und kann nur auf ihrer Grundlage arbeiten. Das Problem der katholischen Theologie (seit nunmehr 50 Jahren, bei den Protestanten schon länger) ist, dass die Theologen ihre Prämissen zumeist ignorieren oder gar aktiv leugnen. Für die Katholische Theologie ist die zentrale Prämisse: Die Wahrheit des katholischen Glaubens. Die Grundlage der christlichen Theologie ist die Offenbarung Gottes, deren authentische Zeugin und Auslegerin Seine Kirche ist, die Sein Leib ist, von Seinem Geist beseelt. Wird diese Prämisse abgetan, ist keine wissenschaftliche Theologie mehr möglich. Man mag sich dann (Religions)Philosoph oder Psychologe oder Soziologe oder Anthropologe nennen, aber was man sicherlich nicht ist, ist "(katholischer) Theologe".

Das ist der Grund, warum die Theologie in ihrem Mainstream zumeist ortlos ist: Sie ist zur völligen Beliebigkeit verkommen. Sie wabert nur um sich selbst in einem ewigen Kreislauf der Selbstreferenz. Sie betreibt ständig Nabelschau bei gleichzeitiger scheinbar grenzenloser Anmaßung in ihrer Selbstglorifizierung (siehe Striet: alle Antworten auf alle Fragen sind seit Jahrzehnten regalmeterweise vorhanden). Sie spielt sich selbst als Herrin über den Glauben und sogar als Richterin über Gott selbst auf (z.B. hier Striets These über die "Schuld Gottes an seiner Schöpfung"), während sie doch eigentlich Dienerin der Braut Christi, der Kirche sein sollte.
Ihrer Wissenschaftlichkeit versichern sich viele Theologen seit Jahrzehnten durch die Anzahl ihrer Fußnoten pro Seite und anhand der Menge der einbezogenen Literatur. Dieses manchmal schon auf ziemlich lächerliche Weise realisierte Kriterium bringt es mit sich, dass man so ziemlich alles "theologisch" behaupten und begründen kann, solange man nur irgendein Buch oder einen Artikel zitiert, um die jeweils behaupteten Dinge zu "belegen"... notfalls auch, indem man, wie Hans Küng das sehr gerne tut, sich einfach selbst immer und immer wieder zitiert. Widerpsruchsfreiheit der Argumentation ist dabei ebensowenig erforderlich wie Plausibilität.
Das System ist sogar derart pervertiert, dass nicht selten die Treue zum überlieferten christlichen Glauben als eo ipso unwissenschaftlich gebrandmarkt und entsprechend geahndet wird.

Die Theologie ist ortlos, weil sie in der Mehrheit der Fälle kein Fundament mehr hat auf dem sie stehen könnte, weil sie schon vor Jahren ihren Grund ausgehöhlt hat und heute nurmehr von den Wellen eines ruhelosen Zeitgeistes hin und her geschleudert wird. Das Lehramt der Kirche tut gut daran, sehr genau zu prüfen, was sie von dem rezipiert, was unter dem Label "Theologie" daherkommt. Einen Solidarpakt zwischen Kirche und Theologie, wie ihn Striet wünscht, kann es unter diesen Bedingungen unmöglich geben. Denn Gott ist hier viel zu oft nicht mehr der Protagonist der Heilsgeschichte, sondern nurmehr ein Statist, das anschmiegsame Alibi das jedwedes menschliche Tun und Lassen rechtfertigt... ein Handschmeichlergott.

Theologen können problemlos alles behaupten, für jede Position fidet sich ein "Theologe" der sie vertritt. Sie sind die universell einsetzbaren Experten. Und darum nimmt niemand sie ernst. Niemand interessiert sich für die theologischen Zänkereien etwa um die wiederverheirateten Geschiedenen. Aber es ist ein Irrtum, daraus ableiten zu wollen, dass die Menschen sich nicht für das interessieren, was die Kirche lehrt. Die Menschen dürsten nach dem, was die Kirche zu verkündigen hat: Die Wahrheit. Sie bekommen von diesem Wasser aber nichts zu sehen, geschweigedenn zu trinken, weil die Verkündigung fehlt und weil sie vermittels der Medien - besonders auch der literarischen Erzeugnisse der Theologie - den Eindruck gewinnen müssen, das Leben und Glauben der Kirche sei ein unüberschaubares Sammelsurium sich widersprechender theologischer Meinungen. Die theologischen Debatten interessieren niemanden, denn für den Außenstehenden erscheinen sie wie Lagerkämpfe darüber was "wahr" ist, so als stünde das jedem frei zu bestimmen oder als ändere es sich zumindest mit jedem neuen Pontifikat. Das haben die Theologen (aber auch viele Bischöfe, vgl. hier!) wirklich gut hinbekommen... die Wahrheit haben sie abgeschafft. Herr Striet jubelt ob dieser Errungenschaft und fordert schon länger die offizielle, möglichst päpstliche Entsorgung der Wahrheit in effigie - dafür ist die alte Inquisition gerade noch gut genug.
Am Kauderwelsch der Theologen besteht wahrlich kein öffentliches Interesse, da gebe ich Herrn Striet recht, aber die Menschen lechtzen nach der Wahrheit und nach der frohen Botschaft, auch in Betreff Ehe, Familie und Sexualität (vgl. hier und hier). Gebt ihnen zu trinken!
»Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger?« (Röm 10,14)

Wenn Papst Franziskus immer wieder eine "Theologie auf Knien" fordert, dann ist das durchaus wörtlich zu nehmen: Ein Theologe muss ein glaubender, ein betender, ein anbetender Mensch sein. Nur wer den Glauben der Kirche teilt und mit Seiner Kirche fühlt, mit ihr vor Gott kniet und Ihm dient, kann auch der Kirche als Theologe dienen. Es ist sehr bedauerlich, dass das Lehramt der Kirche heute mehr denn je das Volk Gottes vor einer herrischen Theologie schützen muss, die andernfalls alles vergiften und zerspalten würde.
Ich habe das Glück einige Theologen kennen zu dürfen, die ihre Verantwortung und ihren Platz in der Kirche kennen. Auch an der theologischen Fakultät in Freiburg gibt es ein paar davon. 


Heiliger Albertus Magnus, Patron der Theologen, bitte für uns.

Montag, 1. Dezember 2014

Eucharistie und Abendmahl

Im Anschluss an das hier (klick), noch ein klärendes Wort über jene Frage nach einem "gemeinsamen Abendmahl" (achtung: politisch völlig unkorrekt). Kann es ein "gemeinsames Abendmahl" geben?

Wenn Katholiken bei Protestanten zu Gast sind spielt es, mangels sakramentalem Priestertum (und apostolischer Sukzession), faktisch keine Rolle, welches Verständnis manche von ihnen über ihr "Abendmahl" haben: Es handelt sich immer nur um Brot und Traubensaft, was da konsumiert wird, da keine Wandlung stattfindet. (Das Gleiche gilt auch für die Anglikaner.) Ergo kann jedwedes protestantische "Abendmahl" von Katholiken niemals mit der Eucharistie auf eine Stufe gestellt werden. Ganz leicht zu merken: Das eine ist ein Sakrament, das Gott selbst wirkt und in dem Jesus Christus mit Leib und Blut, Seele und Gottheit dauerhaft gegenwärtig wird, das andere ist Brot und Wein, worüber ein Gebet gesprochen wurde.
Für einen Katholiken spielt es eigentlich keine Rolle, ob er an solch einer Feier teilnimmt, oder nicht. Zugangsbedingungen gibt es eigentlich keine (auch die protestantischen Kinder machen oft schon vor der Konfirmation mit). Es ist zwar katholischerseits offiziell verboten, um Ver(w)irrung zu vermeiden, aber wenn man sich des Unterschieds zur Eucharistie bewusst ist - man könnte es z.B. unter "Antidoron", wie es das im byzantinischen Ritus gibt (klick), verbuchen -, ist das eigentlich kein Problem. Ich selbst habe es in meinen "wilden Jahren" vor und kurz nach meiner Taufe bei verschiedenen protestantischen Denominationen getan.

Auf Seiten der Katholiken ist das so: Die Protestanten sind gerne zur Teilnahme an der Messe eingeladen, die Eucharistie darf aber nur der empfangen, der sich im Stand der Gnade befindet und sich zum Glauben der Kirche bekennt (ein jeder prüfe sich!). Oder, kürzer: Wer am Ende des Hochgebetes zu allem, was dieses Gebet beinhaltet (Papst, Heilige, Opfer etc.) sein "Amen" geben kann, der kann eigentlich auch gleich katholisch werden, und dann ganz regulär die Kommunion empfangen. Denn es ist der katholische Glaube, der sich in diesen Gebeten ausdrückt und der sich in der Eucharistie wie auf einer Nadelspitze konzentriert. Solange jemand nicht zum kompletten Kanon (und eigentlich zum kompletten Messbuch der römischen Kirche [vgl. hier]) sein Amen geben kann, ist der anschließende Empfang des Leibes und Blutes Christi subjektiv ein Irrtum und objektiv Frevel (auch dann, wenn die Betroffenen laut Ausweis "katholisch" sind).
»Wenn wir unter dem Vorwand eines gewissen Entgegenkommens unseren eucharistischen Glauben verbergen müssen, dann nehmen wir weder unseren eigenen Schatz noch unsere Gesprächspartner genügend ernst« (Papst Franziskus, siehe Link)

Schon der Ausdruck "gemeinsames Abendmahl" ist absolut irrig und irreführend. Was soll das denn überhaupt sein? "Abendmahl" ist eine Wortneuschöpfung von Martin Luther, der urchristliche Terminus für die sakramental-vergegenwärtigende Feier der Lebenshingabe und Auferstehung Jesu (biblisch auch: "Brotbrechen") ist "Eucharistie". Katholiken kennen nur eine Feier des Abendmahls, nämlich die "vom letzten Abendmahl" an Gründonnerstag - im Gedächtnis an die Einsetzung der Eucharistie durch Jesus von von Nazareth beim letzten Mahl mit seinen Aposteln vor seinem Leiden, Sterben und Auferstehen, in dem er diese Ereignisse vorwegnahm und dieses sein Opfer als "für euch und für viele" deutete.
Das ist aber hier nicht gemeint! Sondern gemeint ist, die "katholische Eucharistie" und das "protestantische Abendmahl" in einen Topf zu werfen und ordentlich umzurühren, bis entweder etwas undefinierbares Neues entsteht, oder - und die Erfahrung lehrt, dass dies i.d.R. der Fall ist - der "katholische" Bestandteil abgeschöpft und als ungenießbare/unbrauchbare Schlacke ausgeschieden wird. Folge: "gemeinsames 'Abendmal'". Dass das völlig inakzeptabel und überdies sakrilegisch ist, müsste jedem einleuchten und ist keine Schlagzeile wert.

Die Wahrheit ist: Die allermeisten Protestanten lehnen das, was die katholische Kirche von der Eucharistie glaubt, entschieden ab (v.a. dass es sich um ein Opfer handelt, siehe Kanon). Ein redlicher Protestant müsste sich also schon aus eigenem Interesse weit, weit davon distanzieren. Die "Ablehnung" und die "Nein-Sager" finden sich in dieser Angelegenheit eben durchaus nicht nur auf katholischer Seite!
Das ganze Gerede funktioniert nur, wenn die Katholiken ihren eucharistischen Glauben völlig aushöhlen. Es ist aber ein Zeichen von katastrophaler kognitiver Beschränktheit, wenn man meint, nach so einer Aushöhlung würden die Protestanten dem katholischen Glauben zustimmen: Hier stimmen dann nicht Protestanten irgendetwas Katholischem zu, sondern es sind die Katholiken, die ihren Glauben protestantisiert, sich also der protestantischen Auffassung zugewendet haben!

Der Papst hat, natürlich, völlig recht.

Der unbequeme Franziskus

Auf katholisch.de könnte man heute fast den Eindruck gewinnen, es sei in irgendeiner Weise bemerkenswert, dass sich Papst Franziskus gegenüber dne schweizer Bischöfen bei ihrem Ad-limina Besuch "gegen ein gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten" ausgesprochen hat (hier). 

Ehm... Was ist daran so besonders? Ich hab keine Ahnung.

Alles in allem sind die Worte des Papstes sehr präzise und sehr klar: Der Unterschied zwischen Laien und Klerus muss gewahrt bleiben (etwas, womit sich die Schweizer traditionell schwer tun) und die Abhängigkeit vom Staat gilt es kritisch zu hinterfragen. Der Papst hat mit seinen Worten seine Finger punktgenau in die Wunden der Katholischen Kirche der Schweiz gelegt. Dankeschön!
Warum katholisch.de allerdings nicht eine dieser Aussagen in ihren Aufhänger gemacht hat, statt jener fast schon trivial zu nennenden Tatsache (die jedem geläufig sein müsste, der sich ein wenig mit seinem Glauben beschäftigt), ist mir schleierhaft. Aber es steckt wohl ein System dahinter, denn leider unterlässt es katholisch.de/die KNA, einige andere Aussagen des Pontifex überhaupt nur zu erwähnen, die durchaus auch von beachtlicher Schlagkraft sind.
»“Without a living faith in the risen Christ the beautiful churches and monasteries gradually become museums, the commendable works and institutions lose their soul, leaving only empty spaces and lost people”.
Pope Francis says the mission entrusted to the bishops is to “feed the flock”. “The people of God cannot be without  a shepherd” , he continued and the role of bishops and priests is to serve the unity of the faith and ensure that it is taught according to Church tradition.   He urges the bishops to have renewed sense of collegiality as a form of mutual support in their mission and calls on them bishops to have a united and clear voice on society’s ills.
This united voice, he writes is important at a time when some people - even within the Church – try to “withhold the realism of the social dimension of the Gospel”.  Pope Francis notes that the Gospel has an inherent, original prepositive power and that it’s the pastors’ job to make the full extent of this accessible to people experiencing difficulties in their everyday life – without tarnishing its beauty or weakening its appeal - particularly for people who are searching for meaning in their lives, or those who have turned away from the Church. 
[...] In this way, Pope Francis states “the Church in Switzerland will clearly be the Body of Christ, the People of God, and not only a beautiful organization, another NGO”.« (Quelle)

Museumwerdung von Kirchen, leere Räume, verlorene Menschen; die Notwendigkeit von Hirten, den unverkürzten Glauben zu lehren, nichts zu verschweigen; nur so kann die Kirche dem Schicksal entgehen, eine NGO zu werden.  Noch Fragen?
Dass die KNA diese durchaus nicht nebensächlichen Dinge verschweigt, liegt vermutlich daran, dass das nicht ins Bild passt, das man gerne von Franziskus zeichnen möchte. Ganz verschweigen konnte man den Besuch der Schweizer in Rom nicht, also konzentrierte man sich zumindest auf die weniger unbequemen Einzelheiten? Ein gewisses Gschmäckle kann ich dem Artikel jedenfalls nicht absprechen.