Samstag, 20. Dezember 2014

unchristliche Familie

Die offizielle Internetpräsenz der katholischen Kirche in Deutschland hat einen interessanten Artikel über die Ehe im Angebot, der, kurz gesagt, die christliche Eheauffassung unter den Teppich der Geschichte kehren möchte (hier).

Die auch nur flüchtige Lektüre des Artikels zeigt etwas Bemerkenswertes: Der Autor interessiert sich in seinem Artikel ausschließlich für (aus guten Gründen!) überwundene Sitten und Gebräuche aus der frühen alttestamentlichen Geschichte. Er möchte damit beweisen, dass vor Gott auch andere Formen von "Familie" legitim sind. Der Autor interessiert sich weder für die Schöpfung, noch für die sehr eindeutige Ehelehre des Neuen Testamentes. Er redet von "pragmatischen" Gründen für die Monogamie, aber unterlässt es, einen Hinweis auf die Schöpfungsordnung und Jesu Gebote zu geben. (Sollten wir, der exakt selben Logik folgend, also auch die Steinigung und dergleichen wieder einführen? Die ist, im Unterschied zur Polygamie, sogar ausdrücklich von Gott angeordnet worden!)
Das alles ist einfach nur feige und verdient es überhaupt nicht, in christlichen Kreisen irgendwie ernstgenommen zu werden.

Schon irgendwie kurios mutet es denn auch an, wenn der Autor am Ende seines Beitrags Papst Franziskus als Gewährsmann heranziehen will... unerwähnt lässt der Autor, dass der Papst in der selben Ansprache, aus der er ihn zitiert, klargestellt hat: "Kinder haben ein Recht, in einer Familie aufzuwachsen, mit einem Vater und einer Mutter" (hier). Die Stoßrichtung des Papstes geht nämlich in genau die entgegengesetzte Richtung, von dem, was Uwe Bork uns glauben machen will: Es geht gerade darum, die "Familie" vor solchen Umdeutungen zu schützen, wie sie der Autor insinuiert! Das "klassische" Familienbild ist kein ideologhischer Begriff, sondern sie ist eine natürliche, schöpfungsgemäße und gottgewollte Institution.

Der Artikel ist völlig wertlos. In jeder Hinsicht. Die Verantwortlichen bei katholisch.de sollten diesen Schund baldigst entfernen.

4 Kommentare:

  1. Die römisch-katholische Kirche beansprucht das copyright für den Begriff Familie. Das ist so eine Art Hallstein-Doktrin der Sexualität. Wir sollten Gott danken, dass die römisch-katholische Kirche dieses copyright, dass sie alleine für sich beansprucht, nicht hat.

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  2. Bork wirkt trotz seiner m.E. guten Absichten (den Papst bei der Entideologisierung der Familiendebatte zu unterstützen) irgendwie uniformiert. Schon der Eingangssatz ist ja völliger Unsinn:
    Zitat: "Über Jahrtausende hinweg setzte sie [die Hütte von Bethlehem] allerdings Standards dafür, wie Millionen von Menschen die großen Festtage kurz vor jedem Jahreswechsel verbringen. Weihnachten gehört schließlich der Familie, damals wie heute."
    So ein Quatsch. Weihnachten als Fest der Familie ist überhaupt nicht "jahrtausendealt", sondern eine Erfindung der Neuzeit. Niemand feierte vorher Weihnachten "in der Familie" (jdfs. nicht mehr als andere Kirchenfeste auch). In Spanien z.B. ist Weihnachten bis heute kein richtiges Familienfest, das ist ja auch eher nordeuropäisch.
    Und die Heilige Familie als "Leitbild" der modernen Kleinfamilie ist noch jünger, das ist bürgerliches 19. Jh.! Irgendwie argumentiert Borg hier völlig an der Sache vorbei und übersieht den eigtl. Ansatzpunkt christlicher Familienkritik, wenn er behauptet, die Weihnachtsgeschichte stelle "Vater, Mutter und Kind als zentrales Trio" vor (und bilde "damit nur eine konkrete historische Konstellation ab"). Natürlich tut sie das, aber die Stilisierung dieses Trios zur "kath." Familie ist wie gesagt eine kath. Adaption der prüden Moral des protestantisch-aufgeklärten Bürgerums im 19. Jh. und hat mit der Bibel gar nichts zu tun.

    In Wirklichkeit ist ja gerade die Hl. Familie das Paradebeispiel für das, was heute eine "Patchworkfamilie" wäre, die weder den frühjüdischen Vorstellungen noch dem Familienideal des 19. Jh. entspricht. Vielmehr ist die Familie Jesu eine reale Familie mit vielen Brüchen und Problemen. Jesus entstammt (wie auch die Stammbäume an einigen Stellen deutlich machen) eben gerade keiner "heilen" Familie, sondern prekären Verhältnissen, die ganz und gar nicht den zeitgenössischen Regeln entsprachen.

    Verständlich ist diese Debatte nur im Kontext des Messiasanspruchs. Nur deswegen ist Jesu familiäre Herkunft überhaupt von Interesse. Das irakische Judentum des zweiten Jh. bestreitet ja nicht nur die davidische Abstammung des angeblichen Messias, sondern stellt seine uneheliche Herkunft in den Mittelpunkt der Kritik. Gerade weil er ein "Bastard" ist, kann er unmöglich der Messias sein. Das Christentum hält dieser Kritik die Jungfrauengeburt entgegen. Beides widerspricht aber den Regeln einer geordneten Familie, wie sie Sophophilos u.a. verteidigen wollen. Jesu Familie kann also schwerlich als Vorbild eines solchen konservativen Familienideals herhalten. Genau hier müsste die Kritik an der Stilisierung des Katholizismus zur "Familienreligion" (wie es Klaus Berger in seiner Einlassung von letzter Woche nennt) ansetzen.

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  3. Borks Verweise auf das Alte Testament sind dagg. kaum hilfreich und auch nicht neu. Schon heiratswillige Priester des 4. Jh. beharrten ggü. dem Papst, der ihnen die Heirat verbieten wollte, auf der Tatsache, atl. Priester seien doch auch verheiratet gewesen. Bei Luther musste die Vielehe der atl. Väter als Argument für die Erlaubnis der (zivilen) Scheidung herhalten; dgl. stützen sich moderne biblizistische Sekten bei ihrer Ablehnung der Einehe auf atl. Verhältnisse. Bork scheint es auch nur als Bsp. für die grds. Vielfalt der Möglichkeiten gottgewollter Familienverhältnisse heranziehen zu wollen und hat unter diesem Aspekt nat. recht, aber als Argument für die Entmythologisierung der "katholischen Familie" wirkt das etwas bizarr. Niemand außer den Sekten will doch heute auf das Vorbild des AT zurückgreifen. In dieser Hinsicht sind die Kritiken Sophophilos' und F.W.s völlig richtig.

    Kurios wird es aber, wenn Borks Kritiker versuchen, die Äußerungen des Papstes in ihrem Sinne umzudeuten. Ausgerechnet die Leute, die in der Wiederverheiratetendebatte die Bedürfnisse der realen Familie zugunsten irgendwelcher starren und völlig überzogenen Rechtssätze missachten und den Leuten sogar nahelegen, ihre reale Familie zugunsten der Aufrechterhaltung einer nur auf dem Papier bestehenden "echten" Vorehe zu verlassen, glauben nun, sie könnten die Mahnung des Papstes, man solle die realen Familien fördern und die Debatte nicht ideologisieren, als Unterstützung für ihre Position verstehen zu können. Das ist völlig abstrus. Der Papst wendet sich ja gerade gegen eine Ideologisierung, eine Vergötzung der Doktrin. Im Endeffekt hat Bork den Papst also doch besser verstanden als seine Kritiker.

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